Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?

Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?

Den wichtigsten Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall liefert dem Arzt die typische Krankengeschichte (Anamnese) und die Art der Schmerzen. Die Standarddiagnostik ist eine ausführliche klinisch-neurologische Untersuchung. Dabei werden Reflexe, Kraft und Sensibilität der Extremitäten geprüft. Der Neurologe erkennt anhand des Ausstrahlungsortes der Schmerzen oder Empfindungsstörungen, welche Nervenwurzel betroffen ist. Am Gangbild können mögliche Lähmungen offenbar werden. Meist reichen diese Untersuchungen schon aus, um einen Bandscheibenvorfall mit hoher Wahrscheinlichkeit zu diagnostizieren.

In schweren Fällen, zum Ausschluss anderer Ursachen oder bei Vorbereitung/Entscheidung zur Operation werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Auf dem Röntgenbild lässt sich die knöcherne Struktur der Wirbelsäule darstellen. Fehlstelllungen, Knochenschäden und die Beweglichkeit sind beurteilbar. Der Bandscheibenvorfall selbst ist nur mit Computertomographie oder Magnetresonanztomographie gut zu erkennen. Auf den MRT-(CT-)Schnittbildern werden die Grösse und der genaue Ort des Vorfalls sichtbar.

Da etwa ein Drittel der 30-Jährigen und über 60 Prozent der Menschen über 50 Jahren schon einen symptomlosen Bandscheibenvorfall hatte, ist der MRT-(CT-)Befund eines Vorfalls nicht beweisend für die Diagnose. MRT-Bild und Beschwerdebild müssen zusammenpassen.

Nervenschäden sind bei einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie, Elektromyographie) genau zu bestimmen.

In speziellen Fragestellungen zur Klärung der Operationsindikation oder wenn sich aus CT und MRT keine eindeutigen Befunde ergeben, kann eine Myelographie durchgeführt werden. Dabei spritzt der Arzt vor der Röntgenuntersuchung ein Kontrastmittel in den Rückenmarksraum ein. Unter Bewegung der Wirbelsäule werden sogenannte „mobile Bandscheibenvorfälle“ nachgewiesen (Funktionsmyelographie).

Ähnliche Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall können Durchblutungsstörungen der Beine auslösen (Claudicatio intermittens). Der Arzt schliesst diese Differenzialdiagnose durch Tasten der Fusspulse aus. Selten kann auch eine Infektionskrankheit ( Borreliose, Herpes Zoster) die Ursache der Schmerzen sein. Eine Untersuchung des Nervenwassers ( Lumbalpunktion) und eine Blutuntersuchung auf die Erreger werden bei entsprechendem Verdacht durchgeführt.

Statt der Bandscheibe kann selten auch ein Tumor auf Nerven drücken und Schmerzen auslösen. Zusätzlich bestehendes Fieber, Nachtschweiss, nächtliche Schmerzverstärkung und ungewollter Gewichtsverlust weisen darauf hin. Spezielle Röntgen-(CT-)Aufnahmen mit Gabe eines Kontrastmittels in die Vene sind dann zur Tumordiagnose notwendig.

Wie wird der Bandscheibenvorfall behandelt?

Meist genügt bei einem Bandscheibenvorfall eine konservative Therapie. Dazu gehört neben Schonung und Schmerztherapie auch eine Physiotherapie. Wenn die Symptome über mehrere Wochen andauern wird operiert. Bei Lähmungen oder Störungen der Blase ist eine sofortige Operation notwendig.

Wie verläuft die Bandscheibenerkrankung?

In den Wochen nach dem Ereignis trocknet die vorgefallene Gallertmasse aus und wird kleiner. Die Schmerzen nehmen ab. Bei 90 Prozent der Betroffenen reicht eine konservative Behandlung mit Schonung und Schmerzmitteln aus. Falls aufgrund von Lähmungen oder anhaltender Schmerzen operiert werden muss, liegt die Erfolgsquote des Eingriffs bei etwa 80 Prozent.

Im Anschluss an die akute Erkrankung empfiehlt es sich, sein Leben rückenfreundlich umzustellen. Betroffene lernen in der Rehabilitation oder Physiotherapie Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur und Rückenschonung.

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Autor: 16.09.2016 Thomas Zwicky (Rückenzentrum THERGOfit Bad Ragaz)

Quelle: www.rückenforum.ch